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Frauen sind auch nur DJs.

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Seien wir ehrlich: die “großen Namen” der DJ-Szene, die wohl jeder kennt, sind allesamt männlich. Lieber Leser, Hand auf's Herz, kennst du überhaupt eine “DJane”? Wir haben uns während des Frührauschs gefragt, warum die Branche sich Frauen bislang so wenig geöffnet hat. Und uns gehörig erschrocken.

(CC-0) Designatic / pixabay.com

Denkt man an DJs, hat man automatisch die Dauerbrenner der Charts vor Augen. So beispielsweise ist vordergründig Avicii zu sehen, sein kantiges Gesicht, seine Cap. David Guetta reitet als Galionsfigur dem Flagschiff der mainstream DJ-Szene voraus, wie auch Calvin Harris oder Felix Jaehn und hat sich die Haare mal wieder nicht richtig gekämmt. Kaum eine Frau ist an Bord. Woran liegt das?

Die Antwort ist so simpel und banal wie sie unverständlich ist, denn die Frauen der DJ-Szene plagt altbackener, üblicher Sexismus. Frauen gehören vielen Menschen leider nicht an das DJ-Pult, sondern hüten die Kinder, stehen hinter dem Herd. Traurigerweise hat sich das veraltete, “traditionelle” Frauenbild, das sich durch fast alle Branchen zieht, also auch hier durchgesetzt.

Hinzukommen weibliche DJs wie Paris Hilton, die die weibliche DJ-Szene für den Betrachter ins Lächerliche ziehen. 

Die Folge: Weiblichen DJs wird per se weniger zugetraut als männlichen DJs. Es kommt überraschend, wenn eine Frau es tatsächlich mal draufhat. Dabei gibt es bereits seit Ende der 80er Jahre renommierte Frauen hinter den Reglern – die kennt nur niemand.

Laut des weiblichen Künstlerportals female:pressure waren 2014 lediglich 10,8 Prozent aller Namen in Festival Line-Ups weibliche DJs. In Deutschland lag die Quote bei 12,7 Prozent. 

Gesprochen haben wir darüber mit Esther Silex, die überall in Deutschland und international auflegt. Sie sagte uns, es habe sich nicht großartig etwas verändert in den letzten Jahren. Gegenteilig fand Silex es erschreckend, dass Sexismus in der Branche noch immer ein so großes Thema ist. Als Frau müsse man besonders hart auflegen, darauf achten, wie man aussieht. Man müsse sich Gedanken machen, wie kurz der Rock sein darf, um nicht darauf beschränkt zu werden. Ebenfalls nicht ganz unschuldig an der Benachteiligung ist der Begriff der “DJane” an sich. Ursprünglich war er als Anerkennung der weiblichen Seite der DJ-Kultur gedacht, sollte ein Zugeständnis sein. Doch mittlerweile schwingt dem Begriff ein eindeutig sexistischer Unterton mit.  

Zwar gibt es mittlerweile Bestrebungen, die die Gleichberechtigung forcieren sollen. Verschiedenste Veranstalter versuchen, Frauen eine größere Bühne zu bieten und Produzierworkshops für Frauen einzurichten. Doch muss dem, zur effektiven Sexismusbekämpfung, ein Dialog folgen. Erst dann werden Frauen häufiger gebucht. 

Für dich, lieber Leser, gilt: rück den Frauen hinter den Tellern nicht auf die Pelle, es sei denn du interessierst dich tatsächlich für die Musik. Auch das Wort "DJane" solltest du tunlichst aus deinem Vokabular verbannen - denn niemand, aber auch wirklich niemand, wird gerne Opfer sexistischer Sprüche. 

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