Bäume schützen und Geld sparen in Köln.
Verfasst von am
Unser Studiogast Ottmar Lattorf, vom Verein NaBiS, erklärte während des Frührauschs welche Probleme sich mit der geplanten Nord-Süd-Bahn durch Köln stellen. Hier gibt es die Kernpunkte nochmal zum Nachlesen.
NaBiS ist ein Verein, der sich für Naturschutz und andere gemeinnützige Interessen stark macht. Derzeit versucht er ein Moratorium gegen den Ausbau der Nord-Süd-Bahn zu erwirken, um vor Beginn ihrer dritten Bauphase die Bauarbeiten zum Erliegen zu bringen, und die rund 300 Bäume, die zu diesem Zweck abgeholzt werden sollen, zu retten.
Das Projekt „Nord-Süd-Bahn“
Das Projekt Nord-Süd-Bahn steckt bereits seit Beginn der 80er Jahre im Planungsstadium fest. Mehrere Rückschläge, wie beispielsweise den Einsturz des historischen Stadtarchivs, hat das Vorhaben hinnehmen müssen. Die Linie 17, die zwischen Rodenkirchen und Severinstraße bereits im Einsatz ist, soll zukünftig Norden und Süden Kölns verbinden.
Vor allem soll der Autoverkehr minimiert und der Stadtbahnverkehr entlastet werden. Über die Bonner Straße laufend am Verteilerkreis – also quasi an den Autobahnen A555 und A4 – soll zusätzlich eine Parkmöglichkeit geschaffen werden, die den Umstieg von Auto auf Stadtbahn ermöglicht.
Die Dritte Bauphase, deren Beginn für September 2016 geplant ist, schafft die Hochflurverbindung zwischen den Haltestellen Marktstraße und Verteilerkreis. Auf dieser circa 2,1 Kilometer langen Strecke sind noch vier weitere, neue Haltestellen vorgesehen.
Zur Erläuterung: eine Hochflurverbindung teilt eine Straße, denn die Stadtbahn fährt nicht direkt auf der Straße, sondern auf einem erhobenen Betonfundament. Sie verhindert so, dass Autoverkehr die Straße durchgehend überqueren kann. Im Zuge dessen sollen im Oktober 2016 dazu auch die Bäume auf der Bonner Straße gefällt werden. Vorher dürfen die Bäume nicht gefällt werden, da zwischen Ende Februar und Ende September die Vegetationszeit läuft und in diesem Zeitraum beispielsweise auf Brutschutz geachtet werden muss.
Kritik der NaBiS
Vordergründiger Kritikpunkt der NaBiS ist die Fällung der ca. 300 Bäume auf der Bonner Straße. Diese Bäume seien nicht nur wegen des Klima- und Naturschutzes wichtig für die Kölner Südstadt, sondern auch notwendig aufgrund ihres lärmdämmenden Effekts.
Der Verein bemängelt die hohen Kosten der Nord-Süd-Bahn, die sich bis 2024, über 6 km Strecke auf 1,2 Milliarden Euro belaufen sollen. Außerdem führe eine Hochflurstrecke zu einer nicht tragbaren Verstopfung der gesamten Bonner Straße, da sich die Breite der Straße auf beiden Seiten von zwei Fahrspuren auf jeweils eine Fahrspur reduzieren würde. Bliebe hier ein einziges Auto liegen, so die Mitglieder, käme es binnen Minuten zu kilometerlangen Staus. Vor allem stadteinwärts sei dann kein Durchkommen mehr möglich. Käme es dann noch zu einem Polizei- oder Feuerwehreinsatz, hätten diese keine Möglichkeit, den Verkehr zu umgehen.
Lösungsansätze der NaBiS
Ottmar Lattorf, der Vorsitzende der Initiative, fordert, dass die Bauherren der Nord-Süd-Bahn zur Planung einer Niederflurbahn umschwenken. Eine Niederflurbahn fährt, im Gegensatz zur Hochflurbahn, nicht auf einem Betonplateau erhoben, sondern direkt auf der Straße. Beispielweise in Sülz gibt es derartige Bahnverbindungen bereits. Um das durchzusetzen will er sowohl juristisch als auch politisch aktiv werden.
Juristische Maßnahmen
Drei Privatpersonen reichten am Freitag, den 3. Juni 2016 Klage gegen die derzeitige Planung ein. Unser Studiogast Ottmar Lattorf ist derzeit im Gespräch mit Vereinen wie Greenpeace und NABU, um einen großen Verein als Träger einer weiteren Klage zu finden.
Politische
Maßnahmen
Das Hauptargument zum Festhalten am derzeitigen Bauplan des Brücken- und Stadtbahnbauamts sind die (bereits ausgegebenen) Fördergelder, die man zum Bau der Strecke erhalten habe und bei einer Planänderung zurückzahlen müsse. Diese Aussage habe sich in den vergangenen Tagen jedoch als falsch herausgestellt. Denn die Gelder seien nicht zweckgebunden an den Bau einer Hochflurbahn bewilligt worden. Nun wendet sich die NaBiS an hochrangige lokale Politiker, um bei ihnen eine Neuverhandlung des Bauplans aufgrund des Mangels an Argumenten des Bauherrn zu erwirken.
Probleme des Vereins:
Der Verein kann nicht selbst klagen, hat wenig Mitglieder und kaum Rechtsmittel zur Verfügung. Es stellen sich jedoch noch personelle Probleme im Umfeld des Vereins. Im Kölner Süden, so führt die NaBiS an, gebe es ca. 15 weitere Vereine, die ebenfalls gegen den Bau dieser Nord-Süd-Bahn seien. Es bestehe jedoch Konfusion dahingehend, was das gemeinsame Ziel dieser Vereine sei. Zwar gebe es einen kleinsten gemeinsamen Nenner, namentlich die Erwirkung des Moratoriums, doch werde von einzelnen Mitgliedern Fehlinformation gestreut, sodass die Organisation untereinander immer schwerer fiele.
Lattorf selbst ist zuversichtlich, dass die Initiative zur Rettung der Bäume und zum Stopp des Baus erfolgreich sein wird. Er will unbedingt verhindern, dass weitere derartige Hochflurbahn-Bauvorhaben (wie das, was demnächst für die Linie 13 vorgesehen ist) von der Stadt Köln abgesegnet werden. Letztlich ist es, wie so oft, eine Frage der politischen und öffentlichen Aufmerksamkeit.