House of Gucci - Eine gut gekleidete Seifenoper
Verfasst von Lennart Schmitz am
Stylish, elegant und ein Hauch von Sex-Appeal. Wahrscheinlich hat sich Ridley Scott genau das bei seinem Film House of Gucci vorgenommen. Dabei rumgekommen ist allerdings ein modischer Unfall, bei dem man trotz alle dem nicht weggucken kann.
Glamouröser Größenwahn
Gucci ist der Name einer der außergewöhnlichsten Modemarken der Welt und der Familie, die dahinter steckt. Kein Wunder also, dass sich die junge Frau Patrizia Reggiani (Lady Gaga) in den 70ern auch Hals über Kopf in Maurizio Gucci (Adam Driver) und das Imperium seiner Familie verliebt. So wickelt Patrizia den Modeerben auch um den Finger und die beiden heiraten auch schließlich. Der extravagante Lebensstil und all der Luxus, den sie nun erfährt, scheint ihr allerdings zu Kopf zu steigen. Patrizia erhofft sich nämlich mehr Mitspracherecht im Unternehmen und würde am liebsten selbst die ganze Kontrolle über Gucci haben. Um ihre Ziele zu erreichen, schreckt die temperamentvolle vor nichts zurück und kennt keine Skrupel. Streit, Intrigen und sogar Mord stehen hier in diesem Familiendrama also an.
Viel Drama, wenig Mode
Wer hier wirklich hofft, etwas über die Mode von Gucci zu erfahren, wird höchst wahrscheinlich sehr enttäuscht im Kinosaal sitzen. Bis auf einige wenige Stellen und die großartigen Outfits der Darsteller:innen wird das wichtigste, nämlich die Mode an sich, vollkommen vernachlässigt. Stattdessen bekommt man präsentiert was hinter den Kulissen bei den Gucci's so abgeht. Das wäre auch nicht unbedingt verkehrt, allerdings kann man viele Entscheidungen und Figuren im Allgemeinen nicht nachvollziehen. Streits werden ewig in die Länge gezogen und mutieren so zu einem ständigen Hin und Her, sodass der Klimax so sehr hinausgezögert wird, dass er am Ende gar nicht mehr mitreißt.
Overacting in Größe XXL
Dass es in der Modewelt schräge Vögel gibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch kommt keine dieser exzentrischen Persönlichkeiten an das heran, was House of Gucci uns präsentiert. Fast alle auftretenden Figuren wirken einfach nur überzeichnet und in diesem eigentlich ernsten Drama dadurch total deplatziert. Dazu kommt noch, dass einige der schauspielerischen Leistungen deutlich überzogen wirken. Allen voran ist da Jared Leto als einer der Gucci-Erben, der wie ein Comic Relief daherkommt und eher Super Mario hätte sein können. Auch Lady Gaga, die in zahlreichen Interviews von ihrer harten Vorbereitung auf ihre Rolle berichtet hat, scheint sich etwas zu sehr in ihrer Rolle verloren zu haben. Neben einem schauspielerisch erfahrenen Adam Driver wirkt sie einfach so, als wolle sie unbedingt mit ihren Kolleg:innen mithalten und daher zeigt sie etwas zu viel Einsatz.
Fazit
Eine sich beißende Kombination aus ernsthaftem Familiendrama und überzeichneten Figuren macht House of Gucci zu einem gewaltigen Fashionfauxpas. Da kann selbst der ästhetische Look und die exzellente Kameraarbeit nicht mehr viel helfen. Über eine Laufzeit von 158 Minuten reihen sich nämliche so viele etliche Absurditäten aneinander, dass man schnell den Bezug zur Geschichte verliert und sich das Ganze zu einer scheinbar nie enden wollenden Erfahrung wandelt. Doch wenn man sich auf diese Absurditäten einlässt und sich damit abgefunden hat, dass man hier reines Chaos serviert bekommt, machen die skurrilen Gestalten und die in jeglicher Hinsicht überambitionierten Darstellungen gewisser Schauspieler:innen sogar echt verdammt viel Spaß.