Der junge Sigmund Freud auf Netflix
Verfasst von Jenny amSigmund Freund (1856-1939): wer kennt ihn nicht? Als Begründer der Traumdeutung und Psychoanalyse ist er in die Geschichte eingegangen. Noch heute werden seine Ansätze diskutiert und angewandt. Natürlich muss das ganze auch filmisch umgesetzt werden. Eine österreichisch-deutsch-tschechische Produktion von Netflix bringt jetzt das Leben des jungen Freud in die Heimkinos.
Wien, 1886. Ein Kriminalfall wird zum Auftakt einer Verschwörung. Freud interessiert sich für Hypnose und ist Feuer und Flamme aber die gehobene Ärzteschaft will davon nichts hören. In die unbewussten Bereiche der menschlichen Seele eindringen? Lächerlich.
Na glücklicherweise gibt es diese mysteriöse Mordserie, die Freud die Möglichkeit gibt in die menschlichen Abgründe einzutauchen. Denn sein erheblicher Kokainkonsum und seine vorgetäuschten Hypnosen mithilfe seiner Haushälterin helfen ihm nicht zum Erfolg. Die SchauspielerInnen (Robert Finster als Freud und Anja Kling, Ella Rumpf und Georg Friedrich in weiteren Rollen) machen ihre Sache gut aber ein wirklicher Draht kann weder zu dem Protagonisten, noch zu den anderen Charakteren aufgebaut werden. Dafür ist die Geschichte einfach zu schwach, eine Charakterentwicklung kaum möglich.
Düsteres Wien, abstrakte Hypnoseszenen, Blut. Die Szenerie und Kostüme sind der Zeit entprechend. Aber wer hier auf wirkliche Bezüge zu Sigmund Freud hofft, der kann lange warten. Denn seine Biografie hat auch nur ganz entfernt etwas mit dem Serieninhalt zutun. Der berühmte Wissenschaftler wird als ein drogensüchtiger (aber scheinbar auch nur manchmal) Betrugsheini dargestellt und so wird definitiv ein ganz falsches Bild von Freud gezeichnet. Hier lockt der Name mehr als der Inhalt. Eine völlige fiktive Geschichte mit beliebigem Titel hätte da vermutlich besser funktioniert denn so überwiegen das Fragezeichen über dem Kopf und die Enttäuschung aufgrund der Namensgebung der Serie doch stark.
Mit fast einer Stunde Länge sind die 8 Folgen echt zäh und bei der ganzen Konkurrenz, die es aktuell während der Corona Krise auf allen Streamingportalen gibt, ist "Freud" nicht wirklich empfehlenswert.
Mich persönlich hat es einfach gar nicht abgeholt, es hat mich nicht interessiert wie es weitergeht. Und wenn ich eins bei Serien nicht leiden kann dann ist es, dass ich mich zwingen muss weiterzuschauen. Oft genug hört man von Freunden "du musst unbedingt ein paar Folgen schauen, es wird besser!!". Nein, ich will direkt Bock darauf haben und nicht erst nach Folge 4.
Also mein Rat: Freud gar nicht erst anfangen und die Zeit besser investieren, selbst wenn die Langeweile aktuell sehr groß ist.
Wer sich dennoch nicht aufhalten lassen möchte: Ab heute (23. März) ist die erste Staffel von "Freud" auf Netflix zu sehen.