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Review: Camo & Krooked - Mosaik

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Camo & Krooked - zwei Österreicher, die sich vor einigen Jahren zusammengetan haben, um die Welt des Drum & Bass zu revolutionieren. 

CAMO&KROOKED - by Thomas Unterberger
CAMO&KROOKED - by Thomas Unterberger

 Angefangen hat es mit ein paar Singles auf Mainframe, Berzek und Viper. 2010 folgte das erste Album „Above & Beyond“, und das hat für die Jungs einiges verändert. Schon vor sieben Jahren haben es die beiden nämlich geschafft, die Drum & Bass Szene auf den Kopf zu stellen. Schnell kamen größere Labels auf sie zu und die Remix-Anfragen nahmen kein Ende. Mittlerweile sind sie und ihr Sound nicht mehr aus der Szene wegzudenken und jetzt, vier Jahre nach dem letzten Album „Zeitgeist“, werden sie wieder einmal die Szene ein Stück weit in eine andere Richtung lenken, und zwar mit ihrem neuen Werk - „Mosaik“. 

Ein Mosaik beschreibt ein Bild, das aus vielen kleinen Steinen zusammengesetzt ist. Ein Titel, der viele Fragen aufwirft. Unter anderem, ob das Album nur eine Sammlung von Songs ist, die für sich alleine stehen. Diese Frage kann mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden. Klar, jeder Tune funktioniert für sich, aber dennoch fügt sich ein kohärentes Gesamtbild zusammen. Camo & Krooked nehmen den Hörer mit auf ihre ganz eigene, musikalische Reise, beeinflusst von Producern á la Trentemøller, Mura Masa und Flume.

Die Reise startet mit „Broken Pieces“ - Ein Track, der selbst aus vielen kleinen Elementen besteht, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen und mit Vocals vom Sänger von NIHILS garniert werden. Der Hörer wird von kleinen Melodien und Foley-Sounds direkt in die analog klingende Soundästhetik des Albums hineingezogen und findet sich in einer schillernden und tatsächlich auch brüchigen Atmosphäre wieder.

Diese wird vom „Ember“ nahtlos aufgenommen und festigt sich in einem clubtauglichen, treibenden und doch sehr musikalischen Werk. „If I Could" und „Honesty“ schaffen den selben Spagat zwischen Clubmusik und Wohnzimmertauglichkeit - Drum & Bass Dancefloor Standard á la Camo & Krooked und das ist in diesem Fall nicht negativ zu bewerten.


Viel interessanter wird es bei „Witchdoctor“ - ein Song, der schnell mit einem Ritual in Verbindung gebracht werden kann. Tribal Drums und ein genre-untypischer Rhythmus, gepaart mit tiefen, sphärischen Klängen führen durch die Zeremonie. Der Song wandelt sich und lässt den Hörer kurz entspannen, bevor im Drop dann die ganze Energie entladen wird. Luftige Geigen lösen die Spannung und zerfallen in ein Klangbett, das einer Spieluhr ähnelt. Vielleicht war ja bisher alles nur ein Traum? - Das bleibt jedem selbst überlassen, aber, wenn man sich die Zeit und Ruhe nimmt, ist man sicher schnell dazu verleitet, sich in der Atmosphäre zu verlieren, und das nicht nur bei diesem Stück.

„Slow Down“, „Heat Of The Moment“ und „The Sloth“ verdienen ganz besondere Betrachtung. Jazz, Hip Hop und Funk Elemente werden mit dem präzisen Sounddesign der elektronischen Musik vermischt. Liest sich sicher erst einmal schräg, aber Camo & Krooked schaffen es, dass man an der Kombination nicht ein einziges Mal zweifelt. Nein, ganz im Gegenteil. Sie verbinden Genres so genial und unkonventionell, wie es in letzter Zeit nur wenig vorkommt und das mit einer absoluten Selbstverständlichkeit.

Nicht jedes Mosaik ist vollkommen und auch das von Camo & Krooked bröckelt hier und da ein bisschen. Die LP lässt sich prinzipiell als ein einstündiges Werk hören und funktioniert auch als Ganzes (ausgenommen Track 17), aber manche Übergänge erscheinen nicht logisch und werfen einen aus der Atmosphäre. Das bremst und ist nicht wirklich nötig, gerade, weil es beim letzten Album „Zeitgeist“ so viel besser geklappt hat.

17 Tracks sind auf dem Album, aber für meinen Höreindruck ist es, wie oben schon angedeutet, nach 16 vorbei. Mit „Come Together“ (Track 16) fügt sich das Gesamtbild so zusammen, das es nicht hinterfragt werden muss, aber dann kommt „Like I Do“ - ein Track, der sich nicht wirklich ins Konzept einfügen möchte.* An sich ein solider Song, aber er wirkt wie das 5. Rad am Wagen. Er wirkt so, als hätte zwingend noch eine Single mit Ohrwurmcharakter gefehlt. Das ist schade und untypisch für die sonst so perfektionistischen Jungs. Als alleinstehende Single hätte er mit Sicherheit deutlich besser funktioniert.

Insgesamt mindern diese Kleinigkeiten den Gesamteindruck von Mosaik nur wenig. Das Album lässt keine Wünsche offen. Es klingt frisch, experimentell und steht ausgenommen von „Like I Do“ als festes Werk da. Camo & Krooked pushen ihren Sound des Drum & Bass’ in eine neue, erfrischende Richtung. Analoge Klangästhetik trifft auf High End Produktion, Live Instrumente treffen auf modulierte, elektronische Sounds. Drum & Bass trifft auf Techno und Jazz. Clubbanger treffen auf entspannte Beats fürs Wohnzimmer.
Ein Sound, der zukunftsweisend ist.

*Der Track "Like I Do" ist ein Bonustrack und gehört nicht zum eigentlichen Album, dem entsprechend ist der angeführte Punkt hinfällig.

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