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Und hier bekommt ihr einen Eindruck von Mitgliedern, wie die Ausbildung für sie war:

Wie ich einen ganzen Frührausch gelöscht habe

Verfasst von Deniz Hassan Zadeh Dastfroosh am

Wer kennt´s nicht? Diese Tage an denen alles schiefläuft; euer Hoody an jeder Türklinke hängen bleibt und ihr dann aus Versehen im Alleingang eine ganze Sendung mal ebenso löscht. So oder so ähnlich sieht die Erfahrung aus, die ich heute mit euch teilen möchte…

Die Anfahrt

Es ist ein kühler Sommermorgen und die ersten zögerlichen Strahlen einer diesen Sommer wirklich extrem schüchternen Sonne dringen durch die Löcher meines Rollos. Ich hebe erst das eine, dann das andere verkrustete Augenlied, nur um festzustellen, dass ich in spätestens 25 Minuten im Sender sein muss. Frührausch und Schlafentzug sind nun mal eingefleischte Gefährten und damit genauso unzertrennlich wie ein Mikro und sein Ploppschutz.

Ich hieve mich nach nur zwei Stunden Schlaf aus dem Bett und merke augenblicklich den Kater, nein; viel eher eine 300kg schwere Raubkatze auf meinen Kopf springen. Bilder des letzten Abends erscheinen vor meinem inneren Auge. Nicht drei nicht vier, ganze fünf Tequilashots waren meine erstaunlich erfrischende Abendbegleitung. Ich verspreche mir noch schnell, nie wieder auch nur in die Richtung diese abartigen Gesöffs zu schielen und beschreite außerordentlich schlecht gekleidet den Weg in Richtung Sender.

Der Walk of Shame

„Denny, dein KG war… gut! Wirklich, das Thema ist auch einfach total wichtig…“ plärren mir schon die ersten aufgesetzten und gnädigerweise erlogenen Feedbacks entgegen als ich den Walk auf Shame beschreite. Beim Gang durch den Flur der Schande (der Flur vom Studio in Richtung Redaktionsraum 1) weißt du in Sekundenbruchteilen, ob dein Beitrag ein Griff ins Klo oder eine Peak-Performance kölnischer Radiokunst war. Mein KG passt weder, in die eine, noch in die andere Kategorie. Es war viel eher der traurige Höhepunkt eines intensiven Zusammenspiels aus Müdigkeit, einem bombastischen Kater und einem etwa 40 Mal redigierten Skript. Alles in allem also ein Versprecher auf zwei Beinen. Aber meine Mods waren verständnisvoll und meine Frührausch Buddys um kein gefaktes Lob verlegen.


Die Mitschnitt-Eskalation

„Heyo Denny, wie siehts denn mit den Sendungsmitschnitten aus?“ fragt Anna, die zwischen ihren Mod-Parts immer mal wieder in den Reda-Raum huscht, um noch Reste eines ohnehin schon mickrigen Frührauchfrühstücks abzubekommen. „Ähhmm, also im Prinzip sieht es so aus, dass ich grundsätzlich...“

„Denny, kein Stress! Leg einfach los, du hast locker noch zwei Stunden Zeit. “ entgegnet Anna und macht sich mit einem traurigen Weintrauben-Bündel auf den Rückweg ins Studio.

Es ist mein erster Tag als KG-Assi und ich habe bis jetzt gekonnt vertrödelt, dass ich ja für die Sendungsmitschnitte verantwortlich bin. Entsprechend pflanze ich mich an einen der PCs und öffne Star Track, unser maximal zickiges Schnittprogramm. „Error. Diese Anwendung kann aktuell nicht geöffnet werden.“ Einen inneren Nervenzusammenbruch und drei Neustartversuche später erscheint dann das überaus hässliche Interface des Programms. Aber wie greift man denn eigentlich nochmal auf die Sendungsmitschnitte zu? Ich klicke nacheinander jedes Programm auf meinem Desktop an und finde nach ganzen zehn Minuten eine Anwendung mit einem kleinen Uhr-Icon. Das sieht vielversprechend aus!

Die Löschung

Ich klicke also das Uhr-Icon an und mir tut sich eine Zeitstaffelung auf, aus der sich bestimmte Stunden auswählen lassen. Irgendwas muss ich doch hier einstellen... Ungeduldig klicke ich jedes einzelne Zeitraster an, drücke auf irgendwelche Icons und hoffe, dass auf magische Weise genau der Richtige Sendungsmitschnitt ins Schnittprogramm gebeamt wird. Doch plötzlich verschiebt sich das bis dato ordentlich gestaffelte Zeitraster und zeigt eine klaffende, riesige, markerschütternde Lücke, an genau der Stelle, an der unser Frührauch stehen sollte.

Die Panik schießt mir bis in die Fußspitzen; ich haue wild in die Tasten und drücke immer wieder Steuerung Z, in der Hoffnung, dass diese Tastenkombination den Schaden rückgängig macht oder mich zumindest an den Punkt zurück resetet, an dem ich noch in meinem Bett liege. Nach etlichen gescheiterten Versuchen schaue ich mich paranoid um, nur Anna direkt hinter mit zu entdecken.

„Na wie läufts?“ fragt sie, nichtsahnend, dass ich gerade die letzten drei Stunden ihrer Moderation unwiderruflich gelöscht habe. Ich hole aus, um ihr zu erklären, wie ich nach meinem abartig schlechten KG auch noch unsere ganze Sendung gelöscht habe, da fällt sie mir schon ins Wort. „Denny, das kann überhaupt nicht sein. Es sieht wirklich ein wenig durcheinander aus, aber wir finden den verlorenen Mitschnitt schon.“ Da zückt sie schon ihr Handy, ruft irgendwen an, klickt auf GENAU EINE EINZIGE Taste und alles sieht wieder aus wie vorher.

Daraufhin sacke ich in dem Bürostuhl in mich zusammen, schließe meine Augen und hinterfrage alle Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe.

Die Moral

Aber eine Entscheidung hinterfrage ich nicht, und zwar die, bei KC mitzumachen. Selbst in einem Frührausch, in dem ich eine Katastrophe aus zwei Beinen war, wurde mir an jeder Stelle geholfen und Verständnis entgegengebracht. Jeder einzelne Frührausch war besonders und ich konnte in den wenigen Wochen bei KC mehr lernen, als im ersten Semester meines Masterstudiums (was eventuell aber auch an meinen eher sporadischen Hörsaal-Besuchen lag…)

 

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