Berlinale 2008 - 7. Tag: Zombie fickt Gedärme und Madonna ist noch schlimmer
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Philip schreibt:
Machen wir es kurz für heute: zwei Filme waren gesehen, zwei werden möglichst schnell wieder vergessen. Den Beginn am frühen Vormittag machte FILTH AND WISDOM, das ... äh ... langerwar... äh ... unerwartet ... äh ... .... überflüssige Regiedebüt von Popqueen(mom) Madonna. Darin spielt Eugene Huth (ALLES IST ERLEUCHTET & Frontman der ungarischen Zigeuner-Punkband Gogol Bordello) mehr oder weniger sich selbst, also einen Lebenskünstler, Möchtegernphilosophen und Bandleader. Huths Charakter lebt gemeinsam mit zwei hübschen Mädels in einer ... ich nehme an ... Londoner WG und bringt die Damen und auch andere Beitiligten zum Glück. Der Trick zum Glücklichsein, das jedenfalls behauptet Madonna mit diesem Film, ist es zuvor durch den Schmutz gewatet zu sein. Zusammenhangslose, bemüht lustige Schrulligkeiten, unausgegoren und voller Klischees, möchte der Film schrecklich gerne Kult sein, bemüht sich aber zu sehr. FILTH AND WISDOM scheitert auf ganzer Linie: mehr jedenfalls als ein paar Mitleidsschmunzler waren nicht drin. Ein Gutes gibt es aber dann doch noch zum Film zu sagen: er ist schnell wieder vorbei! Kurze 81 Minuten ziehen die Pein wenigstens nicht unnötig in die Länge.
Durchaus interessanter war dann immerhin OTTO; OR UP WITH DEAD PEOPLE, wollte man ihn genretechnisch erfassen eine Underground-Zombie-(quasi) Hardcore-Gay-Porno-Darmödie mit einer Spur Kunstanspruch. Das klingt irgendwie super, ist es irgendwie auch, nur nicht für mich und nicht heute Abend. Das spezielle Publikum für diese Art Film schien aber begeistert zu sein und das sicherlich zurecht: unvergessen bleibt jedenfalls die Szene, in der zwei Zombies der schwulen Revolutionsarmee miteinander kopulieren, indem der eine dem anderen die zuvor aufgerissene Magenwand penetriert. Ein spezieller Film. Ein Film, der mich ein wenig um meine gleich anstehenden Träume besorgt macht. Na dann: gute Nacht!
Sven schreibt:
Der erste Film heute: der sehenswerte Wettbewerbsbeitrag "Kabei" aus Japan. Die Geschichte einer japanischen Familie in den frühen vierziger Jahren wird über den Zeitraum von mehreren Jahren erzählt: nachdem im Klima des überschwänglich gedeihenden Nationalismus der Vater, ein linksliberaler Literat, weggesperrt wird, hält die Mutter die Familie zusammen. Gemeinsam mit einem guten Freund des Vaters erleben sie die Verschärfung des politischen Klimas in Japan bis zum Eintritt in den zweiten Weltkrieg. Mit dem handwerklich gut gemachten Drama ist einerseits eine aufwühlende Familiensaga gelungen, andererseits ein interessantes Portrait der japanischen Gesellschaft vor dem und im Krieg mit China und den USA. Einer der weitaus besseren Wettbewerbsfilme (vor allem, wenn man die beiden anderen heute bedenkt).
Als zweites der Beitrag aus Italien, "Caos Calmo". Ein Manager widmet nach dem Tod seiner Frau sein Leben seiner zehnjährigen Tochter, bringt sie täglich zur Schule, wartet dort dann jedesmal so lange, bis sie wieder rauskommt und lernt in der Zwischenzeit lauter lustige Leute kennen. Das bedeutet wohl, dass Warten einem als Menschen mehr bringen kann als arbeiten, und um diese Botschaft zu verbreiten, langweilt Antonello Grimaldi das Publikum knapp zwei Stunden lang mit belanglosem Geschwätz. Höhepunkt: ein unerwarteter Auftritt von Roman Polanski.
Auch der Thriller "Lady Jane", einer der Wettbewerbsfilme aus Frankreich, konnte einen nicht gerade vom Sockel hauen. Muriel, früher Mitglied in einem Gangsterdreigespann, erfährt da mit enormer Verspätung die Rache eines ihrer Opfer: eines Tages wird ihr Sohn entführt - und die drei Gauner von damals finden sich wieder zusammen, die seitdem keinen Kontak mehr miteinander hatten. "Lady Jane" ist weder spannend noch witzig oder auch nur besonders gut ausgedacht. Anstelle dessen wird viel über Zeugs gelabert, das nicht weiter interessiert.
Schlussendlich sorgte dann doch noch "Otto; Or: Up With Dead People" für einen, wenn auch sehr denkwürdigen, Lichtblick. Schön war auf jeden Fall schon mal, dass es nicht Hauptziel dieses Films zu sein schien, die Jury mit endlosem, auf Tiefsinn gequältem Geseier zur Herausgabe des goldenen Bären zu bewegen. Aber "Otto" lief ja auch nicht im Wettbewerb. Schade eigentlich. "Otto; Or, Up With Dead People" ist übrigens nicht der zigste Teil der Kinofilme des alten ostfriesischen Komiker, sondern ein höchst eigenwilliger Trashfilm über eine morbide deutsche Filmemacherin, die zusammen mit ihrem Kameramann Adolf einen Film über homosexuelle Zombies dreht; im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge und hübsche Otto, der nach seiner Vergangenheit als Lebender sucht. Zwischen Untoten, die sich gegenseitig ihre heraushängenden Gedärme liebkosen und einander den Johannes in die Magengrube stecken, verliert sich das spezielle Werk bisweilen in allzu aufgesetztem Arthouse-Gebaren. Dennoch: Kino mit absolutem Seltenheitswert!
Bunuels "Tagebuch einer Kammerzofe" bekommt man bestimmt auch auf DVD.